Woher kommt die Leichte Sprache?
Das Konzept der Leichten Sprache ist bereits rund 60 Jahre alt und entstand ursprünglich in den USA. Schon damals wollte man Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. In Deutschland wird das Thema einerseits vom Netzwerk Leichte Sprache vorangetrieben. Die zweite große Denkschule stammt aus der Forschungsstelle Leichte Sprache (FLS) in Hildesheim.
Sprachwissenschaftliche Grundlagen
Die Leichte Sprache ist in Deutschland seit etwa 2010 Gegenstand der Forschung. Sie ist eine Unterdisziplin der barrierefreien Kommunikation. Eines der wichtigsten Forschungszentren ist die Forschungsstelle Leichte Sprache (FLS) an der Universität Hildesheim unter Leitung von Prof. Dr. Christine Maaß. Dort wurde ein Regelwerk für Leichte Sprache entwickelt, das mittlerweile auch im Duden-Verlag erhältlich ist. Der Ratgeber enthält Anleitungen zur Vereinfachung und Übersetzung von Standardsprache in eine gut verständliche Sprache. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) hat seinen Mitglieder eine Fortbildung durch die FLS zum Erwerb der Zertifizierung als Übersetzer und Übersetzerinnnen für die Leichte Sprache ermöglicht.
Ansätze aus der Praxis
Das Netzwerk Leichte Sprache ist ein Zusammenschluss von Organisationen aus der Praxis, von denen sich einige Stellen bereits seit langem für die Leichte Sprache engagieren. Dazu zählt auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. Während das Netzwerk Leichte Sprache mit Erfahrungswerten argumentiert, arbeitet die Forschungsstelle mit einem sprachwissenschaftlich fundierten Regelwerk. Das Netzwerk Leichte Sprache unterhält verschiedene Büros für Leichte Sprache, die in der Regel in unmittelbarer Nähe von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen angesiedelt sind. Daneben bildet das Netzwerk auch Übersetzer aus, die freiberuflich am Markt tätig sind.
Einheitliches Regelwerk wünschenswert
Seit einiger Zeit versucht ein Konsortium, sich auf einen Entwurf für die DIN SPEC 33429 „Leichte Sprache“ zu verständigen. Einer der Knackpunkte: Während das Netzwerk darauf besteht, dass sein Prüfsiegel nur für solche Texte verwendet werden darf, die von einer Prüfgruppe geprüft wurden, gestattet die FLS die Verwendung ihres Prüfsiegels, sofern alle Punkte des FLS-Regelwerks eingehalten wurden. Wünschenswert ist aus Sicht der FLS allerdings die Vorgehensweise nach dem 4-Augen-Prinzip.
Prüfen oder nicht prüfen?
Die Beauftragung einer Prüfgruppe scheitert übrigens häufig – neben Zeit- und Kostenfaktoren – an der Unmöglichkeit der leistungsgerechten Vergütung der Prüfer aufgrund sozialrechtlicher Bestimmungen. Die Forschungsstelle Leichte Sprache hat Bedenken hinsichtlich des langfristigen Einsatzes von Prüfern, da diese Tätigkeit möglicherweise einen positiven Einfluss auf deren Lesevermögen hat – was die Praktiker jedoch vehement bestreiten.
Übersetzer und Übersetzerinnen für die Leichte und Einfache Sprache sollten auf jeden Fall in Kontakt mit der jeweiligen Zielgruppe sein. So können sie besser abschätzen, welche Strategie sich für welches Projekt eignet.
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