Menschen mit reduzierter Sprachkompetenz – Ein unerschlossenes Kundenpotenzial

Menschen halten sich an den Händen

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Wirtschaftliche Aspekte einer integrativen Sprachvereinfachung

Der Bedarf an Waren und Dienstleistungen von Menschen mit – wie auch immer begründeter – reduzierter Sprachkompetenz wird auch heute noch häufig übersehen. Bei diesem zusätzlichen Bedarf kann es sich beispielsweise um Menschen mit Legasthenie oder eine andere diagnostizierte Lernbehinderung handeln, die als Vorstufen eines potenziellen Analphabetismus gelten. („Legasthenie beim Namen nennen“ – Deutscher Bundesverband der akademischen Sprachtherapeuten).

In Deutschland sind etwa 300.000 Menschen Analphabeten (4 % der Bevölkerung). Sie können einzelne Worte lesen und schreiben, aber keine vollständigen Sätze; weitere 7 Millionen sind funktionale Analphabeten (14 % der Bevölkerung), die nicht richtig lesen und schreiben können. Daher sind sie häufig auf Unterstützung angewiesen. Weitere 13 Millionen Erwachsene schreiben und lesen fehlerhaft (25 % der Bevölkerung). Sie neigen häufig dazu, das Lesen und Schreiben ganz zu vermeiden.

Global abnehmende Sprachkompetenz

Hier handelt es sich jedoch nicht nur um ein deutsches Problem. Mit der generell und global abnehmenden Sprachkompetenz befinden wir uns daher auch weltweit in einer ähnlichen Situation. Laut dem britischen National Literacy Trust gelten 16 % der Erwachsenen im Vereinigten Königreich als „funktionale Analphabeten“. Die Lese- und Schreibfähigkeiten der jüngeren Generationen nehmen immer weiter ab, und jeder fünfte Erwachsene hat Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Ferner leidet in Großbritannien einer von zehn Menschen an Legasthenie – ein erheblicher Anteil der Zielgruppe, den die Wirtschaft nicht unberücksichtigt lassen sollte. Allein durch die Bereitstellung von Informationen in einem Format, das diesen Bereich unterstützt, erhöht sich die Reichweite einer potenziellen Botschaft um bis zu sechs Millionen Menschen. Studien zufolge sind z. B. 44 % der Australier im Alter von 15 bis 74 Jahren sogenannte funktionale Analphabeten. Das heißt, sie können nur auf einem grundlegenden Niveau lesen und schreiben, um ihre täglichen Lebensbedürfnisse oder beruflichen Aufgaben zu bewältigen.

Zusätzlich zu diesen bekannten Problemen ist jedoch auch eine stetige Abnahme der allgemeinen Sprachkompetenz zu beobachten:

Überschriften wie: „Sprachkompetenz: Ein schwindendes Gut? (www.uzh.ch) der Universität Zürich, „Die Grenzen der Sprache“ (Rainer Böttchers) sind nur zwei Beispiele für das Schlagwort „Abnehmende Sprachkompetenz“, die bereits seit einigen Jahren bei der Einschulung von Erstklässlern bis hin zu Studienanfängern und Prüfungskandidaten diverser Studiengänge beklagt wird.

Ein großer Teil der Kommunikation, insbesondere der jungen Generationen, erfolgt elektronisch mittels Nachrichtendienste, E-Mail, InstantMessages mit den durch diese elektronischen Medien bedingten kurzen Sätzen, Wortkürzeln und Bildern, die eine verbale Ausdrucksform teilweise bereits völlig ersetzen. Daher werden immer häufiger komplexere Satzstrukturen mit Haupt und Nebensätzen, Nominal- und Partizipialkonstruktionen entweder gar nicht mehr, kaum noch bzw. nur noch mit Mühe und zusätzlichem Lesezeitaufwand verstanden.

Wachstum durch ungenutztes Kundenpotenzial

Verständliche, einfache und effektive Kommunikation auf Augenhöhe mit diesen Menschen kann der Wirtschaft daher zu signifikantem und langfristigen Wirtschaftswachstum durch ungenutzte Kundenpotenziale verhelfen.