Eine Norm für Leichte Sprache?

Die Leichte Sprache ist nicht geschützt – weder als Begriff, noch hinsichtlich der Inhalte oder Regeln. Es ist ein weites Feld. Es gibt viele Ausbildungen, viele Anbieter und auch unterschiedliche Regelwerke. Das hat zur Folge, dass nicht alle Texte wirklich leicht verständlich für die Zielgruppe sind. Manche Autoren schreiben Leichte Sprache und meinen eigentlich Einfache Sprache. Deswegen soll es eine einheitliche Grundlage geben. Eine DIN-Norm bzw. ISO-Norm ist in Vorbereitung. Für die Einfache Sprache liegt jetzt ein Entwurf der ISO-Norm vor.

Entwicklung weltweit

Als internationale ISO-Norm lautet der Titel ISO/WD 24495-1, manchmal auch „ISO Plain Language“ genannt. Sie hat den Anspruch, für alle gesprochenen Sprachen weltweit einen gemeinsamen Rahmen für Verständlichkeit zu definieren. Ob dieser Anspruch für alle Sprachen gleichzeitig und einheitlich gelöst werden kann, ist fraglich. Leichte Sprache ist sehr stark abhängig von der Ausgangsprache und den jeweiligen kulturellen Faktoren. Theoretisch ist die Situation in den meisten EU-Staaten sehr ähnlich. Faktisch wird es kaum möglich sein, eine sprachenunabhängige Europäische Norm zur Leichten Sprache zu entwickeln, die verständlich ist und trotzdem die Unterschiede darstellt.

Entwicklung deutschlandweit

In Deutschland gibt es eine eigene Entwicklung. Unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wird eine Deutsche Industrie Norm (DIN) entwickelt. Die DIN SPEC PAS „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“ soll dazu dienen, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und zu präzisieren. Ein Arbeitskreis jetzt hat einen Entwurf für eine Norm zur einfachen Sprache vorgelegt. Der Entwurf enthält Grundsätze und Leitlinien für die Erstellung von Dokumenten in einfacher Sprache. Er geht über das rein Sprachliche hinaus. Es handelt sich offiziell um den Entwurf der ISO, dieser korrespondiert aber mit der DIN. Er hat Einfluss auf die Leichte Sprache, auch wenn die Entwicklung der DIN SPEC noch nicht so weit fortgeschritten ist.

Mit der DIN SPEC PAS sollen Übersetzern und Autoren einheitliche Empfehlungen erhalten. Diese sollen zeigen, wie Texte in Leichter Sprache verfasst oder vorhandene Texte in Leichte Sprache zu übersetzt werden. Wie Inhalte direkt in Leichter Sprache gestaltet werden sollen, ist ein weiteres Thema. Diese Empfehlungen können der Qualitätssicherung und als Kriterien bei Ausschreibungen dienen. Bei der DIN SPEC 33429 handelt es sich aktuell um eine Vornorm. Es bleibt also abzuwarten, wann und wie es wirklich weitergeht.

Einschätzung

Standards und Qualitätssicherung in der Leichten Sprache sind wünschenswert. Doch kann man wirklich jeden Text gleich behandeln? Muss ein Roman genauso aufgebaut sein wie ein Wohngeldbescheid, ein Kochrezept so wie eine Patientenverfügung?

Ich denke nicht. Ich denke bei jeder Übersetzung sollten das Ziel und die Aufgabe des Textes an erster Stelle stehen, erst dann die Wünsche und Bedürfnisse der Leser. Aber eine DIN-Norm zur Leichten Sprache macht diese „seriöser“. In Deutschland haben Normen und Normierungen eine große Bedeutung. Vielleicht gewinnt die Leichte Sprache mit einer eigenen „Norm“ auch an Bedeutung. Wünschenswert ist es in jedem Fall. Mit dem Entwurf der ISO zur Einfachen Sprache ist ein Schritt in diese Richtung getan worden.

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