Typografie und Design

Werkzeuge für verbessertes Verständnis, Lesbarkeit und Akzeptanz

Wortzahl: 612

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Anforderungen an Design und Typografie für Texte in Leichter Sprache

Neben der Vereinfachung von Texten auf der sprachlichen Ebene wirken sich auch Design und Typografie positiv auf das inhaltliche Verständnis, die Lesbarkeit, die Schnelligkeit der mentalen Verarbeitung und auf den Zeitaufwand für das Lesen eines Textes aus. Typografie dient der Verdeutlichung der Textinhalte durch visuelle Verstärkung und Lesbarkeit. Beide Elemente, die Sprachvereinfachung und die unterstützende Typografie, leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Lesbarkeit und zum Textverständnis. Eine gute Lesbarkeit erhöht die Akzeptanz des Zielpublikums und damit die Chance, das Kommunikationsziel durch Verständlichkeit und Zugänglichkeit zu erreichen.

Makrotypografie und Mikrotypografie

Die Typografie gliedert sich in die Makrotypografie und Mikrotypografie.

Aspekte der Makrotypografie sind die Gliederung und Struktur sowie die räumliche Verteilung des Textes, die bereits auf den ersten Blick Aufschluss über die Textart geben können, ohne den Inhalt zu kennen. Viele Textgattungen folgen nämlich bestimmten makrotypografischen Mustern, die wir eher unbewusst als solche erkennen (z. B. Speisen- und Getränkekarten, Kochrezepte, Montageanleitungen). Zur Makrotypografie gehören ferner auch die Auswahl der Schriftart, Schriftgröße, des Schriftträgers (Papier, Bildschirm), der Farbe und des Kontrast, der Gestaltung von Überschriften, Absätzen und des Seitenformats. All diese Aspekte könnten die Lesbarkeit sowie die mentale Textaufnahme und Verarbeitung begünstigen.

Mikrotypografie

Die Mikrotypografie befasst sich mit der Feinanpassung des Schriftsatzes, der Auswahl der Schriftklasse (vgl. DIN 16518) (z. B. serifenbetonte oder serifenlose Schriftarten, mit/ohne Ligatur), mit der Typometrie, also insbesondere mit den Abständen zwischen Wörtern, Buchstaben, Ziffern und Zeichen, der Höhe von Buchstaben und Zeilenabständen.

Beim Verfassen von Texten in Leichter Sprache nimmt die Typografie eine wichtige, visuell sofort erkennbare Rolle ein.

So wird beispielsweise für Fließtext eine ausreichend große Schriftgröße von mindestens 14 Punkt gefordert. Doch je nach gewählter Schriftart kann die Schriftgröße auch etwas kleiner bzw. größer sein, damit der Text vom Leser ohne Mühe gelesen werden kann. Die Zeilenlänge sollte etwa zwischen 45 bis 75 Zeichen betragen. Für Texte in leichter Sprache ist eine Schriftart zu wählen, bei der Klarheit und Lesbarkeit im Vordergrund stehen. Laut einer Studie (https://kiw.hs-merseburg.de/index.php/2016/01/31/leichte-sprache-und-typografie-ein-usability-test-zur-erkennbarkeit-und-lesbarkeit-ausgewaehlter-schriftarten/) wurden z. B. die Schriftarten Open Sans und Neue Frutiger 1450 mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 1.25.93 Minuten und 1.24.46 Minuten deutlich schneller als Arial mit 1.30.14 Minuten gelesen.

Überschriften sind wichtige Hilfsmittel, um eine Hierarchie im Text zu vermitteln. Sie sollten sich durch eine Kombination aus Größe, Schriftart oder Farbe vom Absatztext unterscheiden.

Nach Wahl der Schriftgröße und Zeilenbreite ist eine Zeilenhöhe festzulegen, die bequem gelesen werden kann. Je größer der Schriftgrad und die Zeilenbreite, desto größer sollte die Zeilenhöhe sein. Zu eng oder zu locker geführte Zeilen können die Lesbarkeit beeinträchtigen, da das Auge nicht weiß, wohin es zurückkehren soll, wenn die Zeile umbricht.

Gestaltung des Textbildes

Breite Ränder und viel Leerraum erhöhen die Lesbarkeit eines Textes, wobei der Zeilenabstand mindestens 1,5 betragen sollte.

Bilder und Grafiken sind auf der linken Seite mit Ausrichtung auf den rechtsseitigen Text zu integrieren, wobei die Bilder dem Text immer eindeutig zuordenbar sein müssen.

Textliche Hervorhebungen wie Fettdruck sollten nur für Überschriften und schwierige Wörter verwendet werden. Sonstige Arten von Texteffekten sind hingegen zu vermeiden, da jede Veränderung der Form der Buchstaben die Lesbarkeit erschwert. Zur Hervorhebung können jedoch Farbe und Kontrast eingesetzt werden.

Für alle Drucksachen ist vorzugsweise mattes Papier zu benutzen. Damit werden die Lichtreflexe gegenüber Glanzpapier reduziert.

Die beschriebenen typografischen Aspekte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr sollen sie die Funktion der Typographie beim Verfassen von Texten in Leichter Sprache und die vielfältige Komplexität einer Übersetzung in Leichte Sprache illustrieren.

Wie bei allen Regeln und Empfehlungen für Texte in Leichter Sprache gilt auch bei der Typografie: Stets auf das konkrete Zielpublikum und dessen Bedürfnisse abstellen, um eine optimale typografische Auswahl für den intendierten Leserkreis zu treffen.

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