UN-Nachhaltigkeitsstrategie – Agenda 2030 und was Leichte Sprache damit zu tun hat

Ist ihnen die Agenda 2030 und die darin enthaltenen Sustainable Development Goals (SDGs) der UN ein Begriff?

Ehrlich gesagt war mir das völlig unbekannt. Dabei enthält diese Agenda viel Sprengstoff im Bereich der Bildung und ich habe mir die anderen Ziele nicht angesehen. Aber der Reihe nach:

Wie hoch sind Alphabetisierungsquoten in der Welt?

Am 8.9. ist weltweiter Alphabetisierungstag. Ich wollte einen Beitrag über Analphabeten und die Leichte Sprache schreiben und startete eine Recherche. Ich war überrascht wie hoch die Alphabetieriungsrate ist. Laut UNESCO verfügten 2020 rund 87 % der Weltbevölkerung ab 15 Jahre zumindest über grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen. Die Analphabetenquote lag bei 13 %. Das waren rund 755 Millionen Menschen. In den vergangenen Jahren ist der Analphabetismus etwas zurückgegangen.

Also doch kein Thema im Bezug mit der Leichten Sprache? Ich suchte weiter.

Was ist die Agenda 2030?

Das Recht auf Bildung gehört zu den festgeschriebenen Menschenrechten (Artikel 26). In den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wurde beschlossen, dass bis 2030 alle Jugendlichen und ein erheblicher Anteil der Erwachsenen lesen, schreiben und rechnen kann (Sustainable Development Goals, Ziel 4.6).

Klingt schon mehr nach Bezug zur Leichten Sprache. Ich suchte weiter und bin auch die Übersetzung und Darstellung der Agenda 2030 beim Statistischen Bundesamt gestoßen. Nachhaltigkeitsindikatoren – Statistisches Bundesamt (destatis.de). Und was dort unter dem Ziel 4 steht ist ein Einfallstor für Einfache und Leichte Sprache in die Schulen, wenn gleichzeitig die dort angeführten Tabellen und Quellen gelesen werden:

  • 4.5 Bis 2030 geschlechtsspezifische Disparitäten in der Bildung beseitigen und den gleichberechtigen Zugang der Schwachen in der Gesellschaft, namentlich von Menschen mit Behinderungen, Angehörigen indigener Völker und Kindern in prekären Situationen, zu allen Bildungs- und Ausbildungsebenen gewährleisten
  • 4.6 Bis 2030 sicherstellen, dass alle Jugendlichen und ein erheblicher Anteil der männlichen und weiblichen Erwachsenen lesen, schreiben und rechnen lernen
  • 4.7 Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.

Unter 4.a wird sogar noch deutlicher gesagt: Bildungseinrichtungen bauen und ausbauen, die kinder-, behinderten- und geschlechtergerecht sind und eine sichere, gewaltfreie, inklusive und effektive Lernumgebung für alle bieten.

Und hier setzt die Einfache und Leichte Sprache an. Sie schaffen für Menschen mit Lernschwierigkeiten eine Möglichkeit der Teilhabe. Sie unterstützen Menschen mit Migrationshintergrund beim Erlernen der neuen Sprache.

Wie wird die Agenda 2030 umgesetzt?

Denn der wichtigste Grundsatz der Agenda 2030 lautet: niemand darf zurückgelassen werden (leave no one behind). Die Umsetzung der Agenda 2030 soll auf nationaler, regionaler und globaler Ebene unter Einbindung aller Akteure erfolgen. Ich hoffe die Akteure wissen um die Möglichkeiten der Leichten Sprache.

Ist die Agenda 2030 verpflichtend?

Die Agenda 2030 und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind rechtlich nicht verbindlich, ihre Umsetzung soll jedoch überprüft werden. Dafür sollen freiwillige Verfahren sorgen. Und das ist der Haken an der Geschichte. Die Agende ist von 2015, gefühlt kennt sie keiner, wie ich in einer kleinen privaten Umfrage gemerkt habe. Wir haben jetzt das Jahr 2022 und eigentlich ist Nichts passiert. Die Ziele sind noch genauso weit entfernt wie 2015. Die Idee der Agenda 2030 ist größer als das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Dieses setzt sehr stark auf die technische Seite.

Lasst uns die verbleibenden 8 Jahre nutzen und wenigstens die Möglichkeiten der Einfachen und Leichten Sprache in die Öffentlichkeit bringen. Vielleicht schaffen wir dann mehr als in den verlorenen 7 Jahren.